Damwildfütterung - so extensiv wie die Haltung

Herde

Damwild gehört zu den landwirtschaftlich genutzten Tierarten, die ganzjährig im Freiland gehalten werden. Dementsprechend hohe Anforderungen sind an das Grünlandmanagement und die Zufütterung zu stellen.

 

Damwild wird als Wiederkäuer dem Ernährungstyp "Intermediärtyp" zugeordnet. Die Intermediärtypen nehmen bezüglich des Fressverhaltens eine Mittelstellung ein und liegen zwischen den Selektierern (z. B. Rehwild) und den Rauhfutterfressertypen wie z. B. Muffelwild bzw. dem Rind. Sie sind in ihrer Äsungswahl relativ flexibel und nicht so sehr auf die Selektion hochwertigen Pflanzenmaterials angewiesen. Das besagt aber nicht, dass bei freier Futterwahl letzteres nicht bevorzugt aufgenommen wird.

 

Während der Vegetationszeit sollte der Nährstoffbedarf der Tiere ausschließlich durch das Weideangebot gedeckt werden. Mit abnehmender Vegetationszeit im Herbst sollten die Tiere so zugefüttert werden, dass einerseits starke Körpermasseverluste, wie sie in der Wildbahn im Winter üblich sind, vermieden werden. Andererseits ist mit der Zufütterung kein weiterer Körpermassezuwachs anzustreben.

 

Dieser kann wirtschaftlicher mit dem natürlichen Aufwuchs während der Vegetationszeit erzielt werden. Artbedingt kommt es beim Damtier im Winter ohnehin zu einem stark verminderten Wachstum bzw. zu einem Wachstumsstillstand.

 

Der jährliche Futterbedarf der Tiere sollte möglichst bis zu 2/3 über die Weidefläche abgedeckt werden. Ein vielseitiger Pflanzenbewuchs der Weideflächen ist anzustreben, damit die Tiere Futter in ausreichender Menge und Qualität aufnehmen können und somit der Nährstoffbedarf je nach Leistung und Jahreszeit gedeckt wird. Für den Nährstoffausgleich bzw. die Winterfütterung sind Futterstellen einzurichten.

 

Wegen der sozialen Auseinandersetzungen empfiehlt es sich, dass die Futterstellen räumlich verteilt werden und versetzbar sind, sofern sie nicht auf planbefestigtem Untergrund stehen.

 

Anzustreben sind allseitig zugängliche Futterstellen, z. B. Rundraufen. Bei einseitig zugänglichen Futterstellen sollten zusätzlich immer mehr Futterplätze angeboten werden als Tiere vorhanden sind, damit auch rangniedere Tiere Gelegenheit zu ungestörten Futteraufnahme haben. Die Fressplatzbreite sollte für weibliche Tiere ca. 30 bis 40 cm und für Hirsche ca. 1,50 m betragen.

 

Futterraufen für ständig angebotenes Futter sollten überdacht sein. Für die Kälberzufütterung haben sich die sog. Kälberschlupfe mit einem Sprossenabstand von 16 bis 20 cm bewährt. Der Kälberschlupf sollte möglichst in der Nähe bzw. neben der Fütterung aufgestellt werden, um den Jungtieren das Eingewöhnen zu erleichtern. Außerhalb der Brunftzeit kann durch die Trennung der Hirsche vom Kahlwild mittels Absperrgatter ("Hirschsieb") zusätzlich Ruhe in den Fütterungsbereich gebracht werden.

 

Der tägliche Energie-, Nähr- und Mineralstoffbedarf von Damtieren im Winter kann nachfolgender Tabelle entnommen werden (nach Reinken 1987, KTBL 1993, Bogner 1999).

 

Altersklasse Lebend-
gewicht
(kg)

T

(g)

RP

(g)

Energie

(MJ ME)

Ca

(g)

P

(g)

Mg

(g)

Na

(g)

Kalb 25-30 750 75 8,0 4,0 3,0 0,6 0,6
Schmaltier / Spießer 30-40 900 90 8,2 6,0 4,5 1,0 1,0
Alttier 45-50 1.200 100 8,7 6,0 4,5 1,0 1,0
Hirsch 50-100 1.500 135 11,0 7,0 5,0 1,5 1,5

 

Der tägliche Wasserbedarf richtet sich vor allem nach der Lufttemperatur und dem Trockenmassegehalt des Futters. Beim Weidegang ist der Wasserbedarf auf Grund des hohen Wassergehalts des Frischgrases relativ niedrig. Dennoch muss frisches Wasser in einwandfreier hygienischer Qualität das ganze Jahr über in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.

 

Im Winter ist bei der praxisüblichen Außenhaltung darauf zu achten, dass die Tränkeeinrichtungen nicht einfrieren. Der tägliche Wasserbedarf für Alttiere und Hirsche liegt bei 1 bis 2,5 Litern.

 

Dirk Wahl
Landwirtschaftskammer Niedersachsen